Wir erwarten, dass die Möglichkeit der Vergabe von Bestandsgarantien die Art und Weise der Online-Zusammenarbeit in mehreren Hinsichten beeinflussen wird.
Der grundlegendste Effekt ist wohl die Notwendigkeit für die Projektbetreiber, schon vor Projektstart ein Konzept zum Umgang mit der zu erarbeiteten bzw. im Kommunikationsprozess entstehenden Information zu entwickeln. Gerade weil mit der garantierten Verfügbarkeit von Informationen auch Kosten verbunden sind, wird man sich Fragen stellen wie z.B.: Wie lange sollen bestimmte Informationen verfügbar sein? Was soll nach außen kommuniziert werden? Welche unterschiedliche Arten an Information wird es geben? (z.B. Prozess-, Fach-, rechtlich relevante Information etc.)
Auch bei den Projektteilnehmern wird ein grundsätzlicher Reflexionsprozess darüber ausgelöst, wie mit den von ihnen eingebrachten Informationen verfahren werden soll. Während zur Zeit nach unserer Erfahrung solche Fragen üblicherweise erst während oder nach Ende eines Projektes also zu spät diskutiert werden, führt die Möglichkeit der Vergabe einer Bestandsgarantie dazu, dass schon zu Beginn eines Projektes klargestellt werden muss, wie mit Informationen auf der Projektplattform umgegangen wird.
Projektteilnehmer bzw. Autoren müssen zudem bei jeder Publikation von Information entscheiden, ob diese spezielle Information jederzeit löschbar oder doch für eine bestimmte Zeit garantiert verfügbar sein soll. Als Autor legt man damit gegenüber den Rezipienten dar, welchen Wert man selbst der online publizierten Information beimisst, ob man weiterhin frei über sie zu verfügen gedenkt oder ob man für den Inhalt eine gewisse Garantie übernimmt. Es gilt also abzuwägen, inwieweit es auf der einen Seite von Vorteil wäre, dass sich der Wert einer Information in der Vergabe einer Bestandsgarantie manifestiere, und inwieweit auf der anderen Seite die Verfügungsmacht über die Information überhaupt aus der Hand gegeben werden kann oder soll. Ermöglicht man z.B. anderen, die vergebene Bestandsgarantie zu verlängern, gibt man unter Umständen die Verfügungsgewalt völlig auf, setzt aber ein deutliches Zeichen, wie sehr man sich zur veröffentlichten Information bekennt.
Autoren haben die Möglichkeit, auf die Vergabe von Bestandsgarantien völlig zu verzichten. Wir vermuten allerdings, dass die Bedeutung ihrer Beiträge im Vergleich zu anderen Inhalten mit Bestandgarantie geringer eingeschätzt werden.
Andererseits ist es auch nicht möglich, jede publizierte Information mit einer Bestandsgarantie zu versehen. Denn abhängig von der Entscheidung im Zuge der Projektplanung, in welchem Kostenrahmen und in welchem Ausmaß Garantien vergeben werden können, stehen auch den einzelnen Projektteilnehmern nur beschränkte Guthaben zur Verfügung.
Auch für die Leser von mit Bestandsgarantie ausgestatteten Informationen ergeben sich Vorteile. Die Tatsache, dass man sich auf die Verfügbarkeit einer gelesenen Information verlassen kann, kann dazu führen, dass Leser die Information nicht selbst abspeichern. Momentan ist die einzige Möglichkeit und dadurch natürlich gang und gäbe , wichtige, online verfügbare Informationen zu dokumentieren, sie in Parallelmedien, also auf der eigenen Festplatte oder am eigenen Webserver zu speichern oder sie sogar auszudrucken. Nur so ist es möglich, Inhalte, die man in eigene Arbeiten miteinbeziehen will, bzw. auf die man in eigenen Arbeiten verweisen will, verlässlich verfügbar zu halten. Das führt dazu, dass Informationen mehrfach abgespeichert werden, mit allen Problemen, die sich daraus bezüglich Speicherplatz, Datensicherheit, Urheberrecht etc. ergeben.