3. Das Konzept der Community of Practice nach Lave & Wenger
Das Konzept wurde ursprünglich aus der Analyse des Lernens im handwerklichen Bereich entwickelt, um zu erklären, warum und wie Menschen lernen und um traditionelle pädagogische Methoden zu hinterfragen. Das Konzept wurde auch stark im Unternehmensbereich rezipiert und wird bei der Umsetzung von betrieblichen Wissensmanagementinitiativen herangezogen. Mittlerweile wird es wieder stark im pädagogischen Bereich diskutiert.
Was sind die Elemente einer Community of Practice? Nach Lave und Wenger sind die drei konstituierenden Elemente einer Community of Practice: ein gemeinsames Unterfangen, aufeinanderbezogenes Handeln (gemeinsame Praxis, Gemeinschaftspflege) und ein im Laufe der Zeit entstandenes Set an Artefakten (Routinen, Methoden, Verfahrensweisen, Werkzeuge, Geschichten...).
Wichtig ist zu verstehen, dass sich nach diesem Ansatz Menschen nicht Gemeinschaften anschließen, um etwas zu lernen, sondern umgekehrt: Sie lernen, um als vollwertige Mitglieder an Gemeinschaften teilzuhaben. Aus dieser angestrebten Teilhabe werden Defizite erkannt, Lerninhalte generiert und die notwendige Motivation erzeugt, sich erforderliche Fähigkeiten und Kenntnisse anzueignen, um mitreden zu können. Hinter allen Bemühungen und Aktivitäten steht also in erster Linie die Positionierung im sozialen Raum, der sich durch die Aktivitäten als Community etabliert. Lernen ist vor allem Aneignung der in Umgangsformen, Regeln, erinnerter Geschichte und in anderen Artefakten kondensierten Tradition einer Praxisgemeinschaft.
Der Zugang eines Einzelnen zu dieser Lerngemeinschaft wird mit dem Konzept der legitimierten periphären Partizipation erklärt, worunter man das schrittweise handelnde Hineinwachsen in die Gemeinschaft versteht. Dies beinhaltet nicht nur die Aneignung von Fachwissen und Know-how, sondern vor allem von Werten und Normen.
Abbildung 2: die fünf Möglichkeiten, sich einer CoP gegenüber zu verhalten
Jeder Mensch ist Mitglied einer Vielzahl solcher Communities und befindet sich je nach Interessenslage und Mitgliedsdauer auf unterschiedlichen Entwicklungspfaden. So kann man in einer Community eine zentral-gestaltende Position ansteuern, in anderen hingegen passiv-tangential verbleiben oder nur quer-vermittelnd agieren.
Auf dem Konzept von Lave und Wenger aufbauend nähert sich Patricia Arnold einer selbstgesteuerten Lerngemeinschaft und erforscht die Gründe für deren Online-Collaboration.