Ein kalter Wintertag in Wien, es ist sieben Uhr morgens, Herr T. erreicht gerade noch die U-Bahn und setzt sich auf einen freien Platz. Kurz vor der Station Pilgramgasse sagt eine ältere Frau zu ihrer Sitznachbarin: Diese Tschuschen können sich nicht waschen und rasieren. Noch ehe Herr T. darauf reagieren kann, steigen die beiden aus der U-Bahn aus.
Eine Begebenheit, wie sie leider täglich in öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch auf Ämtern oder in Geschäften ereignet. Unvermittelt hingesagte Sätze, die die Betroffenen tief verletzen und Einblick geben, in eine menschenverachtende Einstellung, bei deren Manifestation es leider oft nicht bei verbalen Attacken bleibt. Die Opfer solcher Anpöbelungen aber auch struktureller Formen von Diskriminierung und Ausgrenzung sind oft MigrantInnen oder Kinder von MigrantInnen, Angehörige neuer und alter Minderheiten oder einfach Menschen, die anders aussehen, wie die Mehrheit.
Über Fremdenfeindlichkeit und Rassismus wird in den letzten zwanzig Jahren immer in Zusammenhang mit Migration gesprochen und geschrieben. Bei näherer Betrachtung zeigt sich allerdings, dass für rassistische Einstellungen, gar keine konkreten Fremden notwendig sind. Sehr oft stellt sich heraus, dass die zur Untermauerung rassistischer Vorurteile vorgebrachten Geschichten gar nicht selbst erlebt wurden, sie kommen von Dritten oder aus den Medien.
Es empfiehlt sich also die Ursachen für Fremdenfeindlichkeit wo anders zu suchen, und genau zu schauen, wer Interesse daran haben könnte, dass Menschen in Wir und die Anderen Inländer und Ausländer unterteilt werden.
In den Jahren seit dem Ende des Kalten Krieges kam es immer wieder zu Wellen rassistischer Hetzte und zum Teil auch zu massiven Übergriffen auf AsylwerberInnen, AfrikanerInnen oder andere erkennbar gemachte Fremde. Fast immer lässt sich ziemlich klar zeigen, dass die Ressentiments aus den Sphären der Politik kamen. Den Übergriffen auf Flüchtlingsheime in Deutschland, ging die Debatte um die Abschaffung des Grundrechts auf Asyl voran. In Österreich war es angeblich nur ein verwirrter Einzeltäter, Franz Fuchs, der mit seinen Bomben vier burgenländische Roma töte und etliche Personen des öffentlichen Lebens, dies sich für Flüchtlinge eingesetzt hatten, verletzte. Auch hier war eine Verschärfung von Fremden- und Asylgesetzen mit den begleitenden Diskussionen vorangegangen.
Ein minderjähriger Asylwerber aus Liberia wird vor einem Supermarkt von mehreren Männern in Zivilkleidung hinterrücks zu Boden gedrückt. Es wird ihm befohlen den Mund zu öffnen, um in seiner Mundhöhle nach verborgenen Suchtgiften zu suchen. Er leistet gegen diese Behandlung keinen Widerstand, gefunden wird nichts. Im Zuge der Amtshandlung wird er an den Beinen, am Kopf und am Hals verletzt. Während der anschließen- den Fahrt zum Revier wird er von einem weiteren Beamten in Zivil ins Gesicht geschlagen. Vor dem Wachzimmer wird er brutal gegen die Wand gedrückt, die Beamten ziehen ihm