4. Gründe für Teilnahme an Lerngemeinschaften (nach P. Arnold)
Patricia
Arnold vertritt in ihrer Arbeit konsequent die Perspektive der
Lernenden, weshalb Lerngemeinschaften als Instrumente der Lernenden und
nicht der Lehrenden betrachtet werden. Sie weist darauf hin, dass der
vorherrschende Begriff der Lerngemeinschaft und auch die meiste
Forschung im didaktischen Umfeld nicht über die übliche Form der Klasse
im Kontext einer Lehrveranstaltung hinausgeht. Sie untersuchte eine
Lerngemeinschaft von mehreren hundert Personen über einen Zeitraum von
18 Monaten. Die Lerngemeinschaft wurde als Schattenpraxis betrieben,
d.h. ohne Zutun der Fernuniversität. Die Kommunikationsinfrastruktur
der Community waren Listserver, Homepages von engagierten StudentInnen
und später auch Foren. Die Studierenden schafften es dadurch, ihre
Isolation im Fernstudium zu durchbrechen.
Arnold identifiziert die untersuchte Lerngemeinschaft als vollwertige
Community of Practice mit allen Ausprägungen im Sinne von Lave und
Wenger. Aus ihrer qualitativ orientieren Fallanalyse ergeben sich als
Motive der Studenten, sich freiwillig an der Online Lerngemeinschaft zu
beteiligen, folgende Haupt- und Subkategorien, die sie unter dem
Begriff gestaltende Bewältigung des Studiums zusammenfasst:
Studienstrategien realisieren: Easy Way (der leichteste Weg zum erfolgreichen Abschluss) versus eigene Lerninteressen vertiefen
Zugewinn an Orientierung: Transparenz der Studienbedingungen, Feedbacksystem, menschlicher Suchdienst
Gewählte Zugehörigkeit: Freiwilligkeit und Wählbarkeit des Entwicklungspfades, Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft
Durch ihre Analyse begründet sie die Notwendigkeit, den Begriff der
Lerngemeinschaft im Sinne von Lave und Wenger auszuweiten. Nach Arnold
sind nun folgende vier Dimensionen als konstitutiv für
Lerngemeinschaften anzusetzen: Selbstorganisation, gemeinschaftliche Wissenskonstruktion, gemeinsame Praxis, frei wählbare Zugehörigkeit.
Bei der Initiierung von Online-Lerngemeinschaften werden laut Arnold am
häufigsten die zwei Dimensionen Selbstorganisation und gemeinsame
Praxis nicht ausreichend berücksichtigt. In solchen Fällen kann es zu
dem enttäuschenden Phänomen kommen, dass institutionell bereitgestellte
Kommunikationsmöglichkeiten bzw. initiierte Community-Projekte von den
Studierenden nicht angenommen werden.