Dem folgenden Text "Kann Chatten sinnvoll sein?" liegt ein am 30. Dezember 2001 auf "electronic-business.at" veröffentlichter Beitrag zugrunde.
Die meisten Internetuser meinen, ein Chatroom
sei ausschließlich als unterhaltsamer Zeitvertreib geeignet. Es stimmt durchaus, dass sich Chatrooms
hervorragend eignen, seine ganzen Hemmungen über Bord zu werfen, um anonym zu flirten oder über ein
beliebiges Thema "zu quatschen" (chatten). Aber damit sind die Möglichkeiten der Chat-Technologie bei weitem
nicht ausgeschöpft.
Möglicherweise ist der Begriff "chatten" (englisch für plaudern) dafür verantwortlich, dass die Chat-Technologie
in der Arbeitswelt noch so selten sinnvoll eingesetzt wird.
Zunächst eine kurze Begriffsbestimmung des Terminus "Chat":
Via Chat können sich gleichzeitig mehrere, räumlich getrennte Kommunikationspartner in
schriftlicher Form miteinander unterhalten. Von der direkten Kommunikation (Besprechung in einem realen Raum)
unterscheidet es sich in zweierlei Hinsicht:
(1)
Die Übermittlung
der Informationen erfolgt über das geschriebene Wort
(2)
parakommunikative
Elemente (Gestik usw.) können nicht wahrgenommen werden.
Es kann wird davon ausgegangen, dass die Qualität der direkten Kommunikation von
Angesicht zu Angesicht durch andere Kommunikationsformen nicht erreicht werden kann.
Es ist aber auch anzunehmen, dass in einer sich über räumliche Grenzen hinweg vernetzenden Gesellschaft
Kommunikationsformen, die kein physisches Aufeinandertreffen erfordern, an Bedeutung zunehmen. Das
augenscheinlichste Argument dafür sind die hohen Kosten einer "Geschäftsreise". Dabei sind nicht nur die
direkten Transportkosten, sondern vor allem auch die in Anspruch genommene Zeit zu berücksichtigen.
Der Chat wird im Spektrum der unterschiedlichen Kommunikationsformen neben E-Mail, Brief, Fax, Telefonie,
Videokonferenz, SMS etc.) eine wichtige Rolle einnehmen. Für gewisse kommunikative Anforderungen wird es
durchaus zu Substitution herkömmlicher Kommunikationsformen mit dem Chat kommen.
Verschiedene Möglichkeiten, wie Arbeitsgruppen ihre Kommunikation abwickeln können.
Keine digital nutzbare Dokumentation in schriftlicher Form
Digital nutzbare Dokumentation in schriftlicher Form
Synchron
Besprechungen Videokonferenz Telefonkonferenz
Chatten
Asynchron
Voice Mail Briefe Faxe
SMS Email-Rundschreiben Diskussionsforen
Insbesondere gilt dies für die Telefonie (z.B. Telefonkonferenzen), die ebenfalls eine synchrone (gleichzeitige) Kommunikationsform darstellt.
Folgende Argumente sprechen dafür, als Alternative Chatten einzusetzen:
(1)
Eignet sich besonders gut, wenn mehr als zwei Personen miteinander kommunizieren wollen.
(2)
Denkpausen werden nicht als unangenehm empfunden.
(3)
Reduktion von Missverständnissen (Telefonnummer falsch verstanden, Emailadresse falsch aufgeschrieben...).
(4)
Es kommen auch jene Menschen zu Wort, die sich unter Umständen bei Besprechungen schlecht durchsetzen können.
(5)
Das „Gespräch" dokumentiert sich gewissermaßen von selbst. Dies hat den großen Vorteil, dass später auf Gesagtes verwiesen werden kann.
Bei gekonntem Einsatz in Arbeitsprozessen kann ein Chatroom
•
einerseits zum Treffpunkt für Wissensaustausch (Brainstorming, Expertenbefragung, Meetings Notes..) werden und
•
andererseits zu einem wertvollen Informations- und Meinungsarchiv anwachsen, das – mit Suchfunktionen ausgestattet – jederzeit abgefragt werden kann.
Mehrere Unternehmen denken bereits darüber nach, wie die „Email-Plage"
eingedämmt werden kann. So z.B. wird bei Factiva (A Dow Jones Reuters Company) darüber nachgedacht,
den „emailfreien Freitag" einzuführen, in einem anderen Großunternehmen können Emails nur vor
11Uhr vormittags oder nach 17Uhr nachmittags versendet werden. Auch solche Tendenzen werden
alternativen Lösungen wie Chatrooms zum Durchbruch verhelfen.